Reifegradabsicherung für Neuteile
Reifegradabsicherung für Neuteile in der Lieferkette gemäß VDA-Leitfaden - Einblicke aus Autorensicht und in die praktische Umsetzung
Ein erfolgskritischer Faktor in der Produktentstehung mechatronischer Serienprodukte ist die Qualität der Lieferkette. Besondere Beachtung erfordern dabei Neuteile – angesichts des digitalen Wandels zählen insbesondere bei klassischen Maschinenbauern hierzu regelmäßig Elektronik und Software – und neue Lieferanten. Wohlgemerkt: Nicht nur zwischen Unternehmen, sondern auch unternehmensintern.
Im PEP, also im Produktentstehungsprozess, ist die Kritikalität von Neuteilen und neuen Lieferanten in der anfänglichen Produktentwicklungsphase bei der Teile- und Lieferantenevaluierung, ganz konkret beim Musterbau, erlebbar, in der nachfolgenden Industriealisierungsphase sowohl bei zu beschaffende Anlagen und Vorrichtungen in Fertigung und Logistik als auch bei der Verwendung von Zukaufteilen im Hochlauf.
Für die Unternehmen der Automobilindustrie bietet der VDA, Verband der Automobilindustrie e. V., einen Leitfaden zur Umsetzung der Reifegrad-Methodik bei Neuteilen an, der auch als Forderung in einer Kunden-Lieferanten-Beziehung verankert werden kann. BMW, Daimler und Volkswagen tun dies bereits regelmäßig, wodurch deren Tear-1-Zulieferer automatisch gehalten sind, es auch gegenüber ihren Zulieferern zu tun. Das Gedankengut des Leitfadens ist weitgehend branchenunabhängig, seine Übertragung auf andere Branchen daher unproblematisch und sinnvoll.
Der VDA-Leitfaden stärkt die Qualitätssicherung im Projekt mittels einer durchgängigen Darstellung des Reifegrads über den gesamten Projektablauf für Neuteile verbunden mit der auf die Projektsteuerung zielenden, objektiven Beurteilung der Produkt- und Fertigungsprozess-Reife zu vereinbarten Zeitpunkten (Meilensteinen) innerhalb des PEP. Er kann als präzisierende Ergänzung z. B. der von Automotive SPICE geforderten Qualitätssicherung verstanden und genutzt werden. Ein wesentliches Anliegen des Leitfadens ist die Regelung der Zusammenarbeit auf allen Stufen der Lieferkette verbunden mit der Integration aller Projektbeteiligten. Dafür sind die wesentlichen Kunden-Lieferanten-Beziehungen im Rahmen der Meilenstein-Bewertung im Projekt festgelegt und ein konkretes Zusammenarbeitsmodell für Projekte beschrieben, so dass die frühzeitige und bereichsübergreifende Integration aller Beteiligten sichergestellt wird.
Im Rahmen der Abendveranstaltung des Regionalkreises Ostalb-Donau der DGQ, Deutsche Gesellschaft für Qualität e. V., am 25.04.2017 bei der Carl Zeiss SMT GmbH in Oberkochen wird dieses Gedankengut der Reifegradabsicherung in der Lieferkette aus zwei Perspektiven beleuchtet:
- Matthias Harzer, Mitarbeiter der Daimler AG im Bereich Mercedes-Benz Cars Procurement and Supplier Quality und Leiter der Autorengruppe des VDA-Leitfadens, erläutert Ziele und Prinzipien des VDA-Leitfadens und stellt vor, wie der Leitfaden bei Daimler in die Praxis umgesetzt wurde.
- Guido Lange, Geschäftsführer der cip alpha GmbH & Co. KG, stellt vor, wie die Umsetzung des Leitfadens bei einem Zulieferunternehmen durch das Software-Werkzeug AM-PACK, Automotive & Mechatronics Package, unterstützt werden kann.
Der Besuch der Veranstaltung ist kostenfrei. Anmeldung über diesen Link.